Kapland-Pelargonie, Umckaloabo - Pelargonium sidoides
Die anerkannte medizinische Anwendung von Extrakten aus der Wurzel der Kapland-Pelargonie ist die Behandlung von Atemwegsinfektionen (inkl. akute Bronchitis) und banalen Erkältungen wie verstopfte oder laufende Nase, Halsschmerzen und Husten. Nebenwirkungen sind sehr selten.
Kapland-Pelargonie - (Syn.: Kap-Pelargonie, Afrikanische Geranie, Südafrikanische Pelargonie)
MERKMALE / VORKOMMEN
Die Kapland-Pelargonie ist ein Kleinstrauch, 20 bis 80 cm hoch, und kommt in Höhenlagen bis zu 2000 m von Lesotho über Teile Transvaals und des Orange Free State bis in den Nordosten des Kaplandes vor. Ihre herzförmigen Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt, was ihnen ein silbrig glänzendes Aussehen verleiht. Die Blüten sind dunkelrot bis schwarz. Mit ihrem ausgeprägten Wurzelsystem kann die Pflanze Dürre und Brände überleben. Die einzelnen Wurzeln sind 1 bis 3,5 cm dick und gliedern sich in kurze, knollige und lange, unverdickte Abschnitte.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Pelargonium Wurzel - Pelargonii Radix
Ein Teil des Bedarfs an Rohmaterial wird durch Wildsammlung, ein anderer Teil durch Anbau gedeckt.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Droge enthält unter anderem mehrfach substituierte Benzopyranonderivate und kondensierte Gerbstoffe. Bei den Benzopyranonderivaten handelt es sich um in 5- bis 8-Position zwei- bis vierfach Hydroxy-, Methoxy- und/oder Sulfooxysubstituierte 2H-1-Benzopyran-2-one wie z. B. Scopoletin (= 6-Hydroxy-7-methoxycumarin) und Umckalin (= 7-Hydroxy--5,6-demethoxycumarin). Umckalin und dessen 7-O-Methylether gelten als Leitstrukturen für Pelargonium sidoides.
Der Gerbstoffgehalt liegt bei etwa 9%, wobei es sich vorwiegend um oligomere Proanthocyanidine oder kondensierte Gerbstoffe handelt. Im Weiteren sind einfache phenolische Verbindungen, in erster Linie Gallussäure, enthalten. An Flavonoiden wurde Quercetin nachgewiesen.
PHARMAKOLOGIE
Bei Kindern und Erwachsenen wurde der ethanolische Extrakt aus der Droge bei Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege klinisch geprüft.
Inzwischen liegen diverse randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudien sowie ein Cochrane-Review zur Behandlung von Kindern und Erwachsenen mit Atemwegsinfektionen vor, in denen die Wirksamkeit und die gute Verträglichkeit bestätigt werden.
Berichte bezüglich des Verdachts auf Hepatotoxizität durch Wurzelextrakt-haltige Arzneimittel lassen sich weder toxikologisch, pharmakokinetisch, noch klinisch bestätigen.
Wegen der im Extrakt enthaltenen Cumarine gelten Zustände, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen, als Kontraindikation. Eine direkte gerinnungshemmende Wirkung konnte im Tierversuch nicht nachgewiesen werden.
Das Arzneimittel soll die Schlagfrequenz der Flimmerhärchen in den Bronchien erhöhen und so einen besseren Abtransport des Schleimes ermöglichen (in-vitro-Daten). Eine Überlegenheit gegenüber einer ebenfalls nicht gesicherten Therapie mit Acetylcystein konnte nicht nachgewiesen werden.
Gelegentlich treten als Nebenwirkung Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit oder Durchfall auf, selten leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten. Ebenfalls selten werden leichte sowie sehr selten auch schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit dem Bild eines anaphylaktischen Schocks beobachtet.
Weitere Informationen: Pelargonium-sidoides-Wurzeln-Auszug (Wikipedia)
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendungen:
- Das HMPC hat Pelargonienwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Durch klinische Studien belegte Zulassung: zur Behandlung einer akuten Bronchitis. - ESCOP: Symptome von Atemwegsinfektionen und banalen Erkältungen wie verstopfte oder laufende Nase, Halsschmerzen und Husten.
- Die Kommission E hat Pelargoniumwurzel nicht bearbeitet.
Verwendet wird der Auszug aus Pelargonium-sidoides-Wurzeln (auch: Pelargonienwurzelextrakt) zur Behandlung einer akuten Bronchitis und bei Erkältungskrankheiten. Pelargoniumextrakte sind in der Schweiz offiziell ausschliesslich zur Behandlung einer akuten Entzündung der Bronchien (akute Bronchitis) zugelassen.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Pelargoniumwurzel wird am besten nur in Form von Extrakten als Fertigarzneimittel angewendet. Umckaloabo® enthält einen wässrig-alkoholischen Extrakt aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides. Trockenextrakt wird in Tabletten verwendet. Erhältlich sind zur Zeit:
- Umckaloabo® (CH, D)
- Pelasya®(D)
- Kaloba® (A, CH)
- Pelacur® (A, HU)
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Pelargonii radix)
UMCKALOABO IM GARTEN
Die Kapland-Pelargonie oder Umckaloabo gehört heute in jeden Heilpflanzengarten. Allerdings ist die zu den Geranien gehörende Pflanze nicht winterhart. Ich habe seit mehreren Jahren die Kap-Pelargonie als Topfpflanze kultiviert. Die Pflanze braucht normale Gartenerde und ab und zu etwas Dünger. Achten sie (wie bei allen Topfpflanzen) darauf, dass sie nicht austrocknen. Im Winter stelle ich den Topf in die helle Waschküche und giesse nur noch sehr wenig. Umckaloabo ist eine schöne Pflanze und ist eigentlich recht robust und pflegeleicht.
SONSTIGES
Im Jahre 1897 reiste der lungenkranke Engländer Charles Henry Stevens auf Anraten seines Arztes ins klimatisch günstige Südafrika. Dort wurde er von einem pflanzenkundigen Zulu auf die Kapland-Pelargonie aufmerksam gemacht und wurde mit einer Abkochung der Wurzel erfolgreich behandelt und geheilt.
Letzte Änderung: 23.04.2024 / © W. Arnold