Kahles Bruchkraut - Herniaria glabra
Das HMPC hat Bruchkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Bruchkraut zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
Bruchkraut (syn. Harnkraut, Kahles Bruchkraut, Tausenkorn)
VORKOMMEN
Das Verbreitungsgebiet des Kahlen Bruchkrautes sind die gemässigten Breiten Europas und Westasiens. In Nordamerika ist es stellenweise eingeschleppt. In Deutschland ist die Art relativ häufig auf kalkarmen Böden in ruderal beeinflussten Sandtrockenrasen. Heute trifft man es meistens an sandigen Ruderalstellen wie z. B. in Pflasterritzen von selten begangenen Verkehrsinseln oder zwischen den Steinen von Dämmen.
MERKMALE
Das Kahle Bruchkraut ist eine ein-, bis mehrjährige krautige Pflanze. Die ganze Pflanze ist frisch grün bis gelblich-grün. Alle Organe der Pflanze msind sehr klein. Der Stängel ist typischerweise 5 bis 15 cm lang, kann aber bis zu 30 cm lang werden. Die Blätter und der Stängel sind vollkommen kahl, selten sehr kurz bewimpert. Die dreieckigen Nebenblätter sind etwa 0,5 bis 1,5 mm lang. Die ungestielten, zwittrigen Blüten sind fünfzählig. Die Kelchblätter sind grün, elliptisch und stumpf bespitzt. Die weissen Kronblätter sind viel kleiner als die Kelchblätter und oft fehlen sie auch ganz.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Herba Herniariae (syn. Herniariae herba); Harnkraut (syn. Bruchkraut), die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten, ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teile.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die Droge enthält bis zu 9 % Triterpensaponine (Herniarasaponie 1-7). Es sind überwiegend Bisdesmoside der Medicagensäure, 16α-Hydroxymedicagensäure und Gypsogensäure. Bruchkraut enthält bis zu 1.2 % Flavonoide, überwiegend Derivate des Quercetins und Isorhamnetins. Cumarine (Herniarin, Umbelliferon) wurden mit einem Gehalt von bis zu 0.4 % gefunden. Wenig Gerbstoffe wurden ebenfalls nachgewiesen.
PHARMAKOLOGIE
Bei Laborratten wurde eine Senkung des überhöhten Blutdruck und Förderung der Filtrationsrate ihrer Nieren beobachtet. Gemeinsam mit der Preiselbeere wies das Bruchkraut innerhalb einer Reihe von getesteten Substanzen die stärkste antimikrobielle Wirkung gegenüber uropathogenen E.coli-Bakterien auf und ist daher wirksam bei Blasen- und Harnleitererkrankungen.
ANWENDUNG
Kommission E:
Bruchkraut wird zur Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen und
Beschwerden im Bereich der Nieren und ableitenden Harnwege, bei
Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege, bei
Nervenentzündung und Nervenkatarrh, bei Gicht und Rheumatismus sowie zur
'Blutreinigung' angewendet.
Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht ausreichend belegt. Nach Kommission E wirkt das Bruchkraut schwach spasmolytisch.
HMPC:
Bruchkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Bruchkraut zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Da die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht ausreichend belegt ist, kann eine therapeutische Anwendung nicht befürwortet werden.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Herniariae herba)
HOMÖOPATHIE
Herniaria glabra HAB1; Harnkraut, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anwendungsgebiet: Erkrankungen der Niere und ableitenden Harnwege.
SONSTIGES
Der Gattungsname Herniaria ist lateinischer Herkunft (hernia = Bruch). Der Name bezieht sich auf die frühere Verwendung bei Bruchleiden. Der Artname glabra (kahl) weist auf den Unterschied zum behaarten Bruchkraut (hirsutum = rauhhaarig) hin. Die ältesten Hinweise über die arzneiliche Nutzung des Bruchkrautes stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold