Wilde Karde - Dipsacus fullonum
Die Wilde Karde ist keine medizinisch anerkannte Heilpflanze. In der Volksheilkunde wird eine Tinktur aus der Wurzel bei Rhagaden und Fissuren (Rhagaden = Hautschrunde oder kleiner, glatter Einriss der Haut oder Schleimhaut, z.B. Lippe) angewendet.
Neuerdings wird vor allem in der esoterischen Praxis die Karde-Tinktur zur Therapie bei Borreliose angewendet. Es gibt aber keine wissenschaftliche Belege dafür, dass Karde-Tinktur den Verlauf der Borreliose in irgendeiner Weise beeinflusst.
Dipsacus fullonum (syn. Dipsacus fullonum var. silvester);
Wilde Karde (syn. Wilde Distel, Kardendistel).
VORKOMMEN
Die Wilde Karde oder Weberkarde stammt aus dem Mittelmeerraum und ist bei uns als Archäophyt zu betrachten. Die Wilde Karde ist in warmen Gebieten insbesondere auf Überschwemmungsflächen, an Ufern, Wegen, auf Weiden und in Ruinen sowohl in den Niederungen als auch im Hügelland zwischen Juli und Oktober anzutreffen. Die schöne Pflanze gehört in jeden Naturgarten. Die verblühten Pflanzen immer stehen lassen - die Distelfinken werden es ihnen im Winter sicher danken.
MERKMALE
Die Wilde Karde ist eine aufrechte, zweijährige, distelartige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 2 Meter erreicht. Die Stängel sind kantig und stachelig. Die Grundblätter sind kurzgestielt und in einer Rosette angeordnet. Die kreuzgegenständigen Stängelblätter sind in der Basis paarweise zusammengewachsen und am Rand gekerbt. Die köpfchenförmigen Blütenstände sind eiförmig-länglich, etwa 5 bis 8 cm lang. Sie sind von stacheligen, unterschiedlich langen, bogig aufsteigenden Hüllblättern umgeben. Die Einzelblüten bestehen aus vier violetten Kronblättern, die röhrig verwachsen sind. Die Tragblätter sind länger als die Blüte. Die Blüten öffnen sich nicht zur gleichen Zeit. Sie blühen von Juli bis August.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Die ganze Pflanze. Für Tinkturen die Wurzel.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Das Glykosid Scabiosid, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Isovitexin-7-glucosid, β-Methyl-glucosid und Rohrzucker. Nach PLOUVIER [ref. Chem. Abstr. 64, 18027 (1966)] Saponarin (Saponaretin-7-glucosid).
PHARMAKOLOGIE
Die wilde Karde, nimmt in der Behandlung der Borreliose neuerdings (und zu unrecht) einen wichtigen Platz ein. Die Verordnung der Tinktur gehört fast schon zum Standard naturheilkundlicher bzw. esotherischer Borreliosetherapie. Wolf-Dieter Storl hat sogar ein Buch darüber geschrieben, das kritisch zu bewerten ist. Die Kardenwurzel kann man als Tinktur oder Tee gegen Borreliose einsetzen, wenn eine Therapie mit Antibiotika nicht anschlägt oder auch begleitend zu einer Antibiotika-Behandlung.
Es gibt keinen ernsthaften wissenschaftlichen Beleg (klinische Studien) dafür, dass die Kardentinktur irgend einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf bei Borreliose hat.
Borreliose ist eine ernste Krankheit und gehört in die Hand der Mediziner. Die Behandlung einer Borreliose stellt auf Grund der Möglichkeit des vielfachen Organbefalls eine interdisziplinäre Herausforderung der verschiedenen Fachdisziplinen in der Medizin dar. Die Prognose nach frühzeitiger antibiotischer Behandlung im ersten Stadium ist gut. Fraglich ist, ob die Lyme-Borreliose im III. Stadium noch heilbar ist.
ANWENDUNG
In der Volksheilkunde bei Rhagaden und Fissuren. (Rhagaden =
Hautschrunde oder kleiner, 'glatter' Einriss der Haut oder Schleimhaut).
Die häufigsten Lokalisationen dieser Risse sind die Lippe.
Die Karde wird heute vorwiegend in naturnahen Gartenanlagen
gepflanzt oder ausgesät, wo sie neben der Wirkung auf uns Menschen
durch ihre imposante und statuenhafte Erscheinung auffällt. Die Karde
dient als Futterpflanze für Schmetterlinge, Hummeln und Fliegen sowie
später für Vögel.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Im Handel ist Ceres® Dipsacus fullonum TM Tinktur.
Es gibt keine wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit gegen Boreliose.
STATUS
Die Wilde Karde ist keine anerkannte Heilpflanze.
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Dipsacus silvestris HAB34, die frische, blühende Pflanze.
Anwendungsgebiete: Hauterkrankungen.
WILDE KARDE IM GARTEN
Dipsacus fullonum ist eine zweijährige krautige Pflanze. Sie bildet im
ersten Jahr eine Blattrosette aus, im zweiten Jahr wird ihre auffällige
Blütenpracht sichtbar. Angebaut wird die Pflanze entweder durch
Aussaat direkt ins Beet oder sie besorgen sich Jungpflanzen in der
Kräutergärtnerei. Einmal angepflanzt erhält sie sich durch Selbstaussaat.
Die Karde liebt sonnige Standorte, verträgt jedoch auch
halbschattige Standorte sehr gut. Die Pflanze ist frosttolerant und
verträgt Temperaturen von bis zu -30 °C. Dipsacus fullonum ist
kalkliebend, zu saure Böden müssen durch Gaben von Gartenkalk
neutralisiert werden.
Die robuste Pflanze benötigt,
bei guten Standortbedingungen, nur wenig zusätzliche Pflege.
Die Pflanze muss ausreichend Wasser erhalten bezw. der Boden darf nicht
zu häufig austrocknen. Gedüngt werden sollte die schone Pflanze nicht.
Die wilde Karde ist ein Hingucker für jeden Garten, in einen
Naturgarten gehört sie auf jeden Fall. Die Insekten - und im Winter die
Distelfinken - werden es ihnen danken.
SONSTIGES
Die auch Weberkarde genannte wilde Karde wurde früher – wie es der Name besagt – als Hilfsmittel in der Weberei eingesetzt. Die mit Stacheln bewehrte Pflanze wird heute vorwiegend in naturnahen Gartenanlagen gepflanzt oder ausgesät, wo sie nebst der Wirkung auf den Menschen auch als Futterpflanze für Schmetterlinge und später für Vögel dient. Im Herbst und Winter werden die Samenstände gerne von Distelfinken gefressen; deshalb ist es ratsam die Pflanze erst im Frühling zu entfernen. Als Heilpflanze wird die Karde heute nur noch selten verwendet.
Letzte Änderung: 01.04.2024 / © W. Arnold