Gemeiner Kürbis - Cucurbita pepo
Die anerkannte medizinische Anwendung von Kürbissamen ist die Therapie bei Miktionsbeschwerden (schmerzhaftes Wasserlassen, häufige Blasenentleerung, nächtlicher Harndrang, Harnverhalten, Restharnbildung) im Zusammenhang mit benigner Prostatahyperplasie (BPH, auch benignes Prostatasyndrom – BPS genannt) - Stadium I bis II.
Cucurbita pepo (syn. Cucurbita courgero, C. esculenta, C. fastnosa, C. melopepo);
Gartenkürbis (syn. Feldkürbis, Gemeiner Kürbis, Ölkürbis).
VORKOMMEN
Der Gemeine Kürbis ist heimisch in Amerika (Mexiko, Texas), heute weltweit kultiviert und verwildert. Nach der Entdeckung Amerikas wurde der Kürbis in Europa eingeführt und danach in die ganze übrige Welt verbreitet. In Südtirol wird Cucurbita pepo bis 1.000 m Höhe kultiviert. Die Pflanze findet man gelegentlich auf Schutt und an Wegen verwildert. Hauptanbaugebiete: Ehemalige UdSSR, Türkei, ehemaliges Jugoslawien, China, Österreich, Ungarn, Mexiko. Der Gartenkürbis gedeiht am besten auf humosem Lehm bei sehr guter Düngung oder auf Komposthaufen.
MERKMALE
Der Gartenkürbis ist eine einjährig Pflanze. Der Stängel ist niederliegend oder kletternd, bis 10 m lang, rauhaarig und mit verzweigten Ranken. Die Blätter sind oft fast bis zum Grunde 5teilig, mit spitzen Zipfeln und Buchten. Die Blätter haben einen Durchmesser von bis zu 30 cm, sie sind lang gestielt. Die Blüten sind 6-10 cm lang, trichter- bis glockenförmig, weibliche einzeln, die männlichen zu 1-6 in den Blattwinkeln angeordnet. Die Blütenstiele sind 5kantig. Die Frucht ist kugelig bis zylindrisch, turban- oder flaschenförmig, glatt oder warzig, ein- oder mehrfarbig, gelb, orange, grün oder braun und meist 8-60 cm lang.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Cucurbitae semen (syn. Semen Cucurbitae);
Kürbissamen (syn. Kürbiskerne, Herkulessamen, Babenkern, Peponensamen).
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe sind die Steroide. Bei diesen handelt es sich überwiegend um Sterole mit einer Doppelbindung in Position 5 oder 7, wie z.B. (24S)-Ethyl-5α-cholesta-7,25(27)-dien-3β-ol . Der Gehalt liegt bei etwa 1 %. Es wurden bisher über 20 charakterisierte Vertreter der Stoffgruppe gefunden. Neben den freien Sterolen finden sich zu einem geringen Prozentsatz auch deren 3-O-Glucoside.
Weiter wurde gefunden: β- und γ-Tocopherol, Phosphatide, Carotinoide, trypsininhibierende Proteine, Cucurbitol, Squalen, Lecithin, Vitamin E, Mineralstoffe (bis zu 5 %), unter anderem Spurenelemente wie Mangan, Zink, Kupfer und besonders Selen (etwa 0,03 %), die seltene Aminosäure Cucurbitin sowie als Reservestoffe fettes Öl, Kohlenhydrate (6-10 %) und Proteine.
PHARMAKOLOGIE
Die Sterole sollen die Bindung und Speicherung von Dihydrotestosteron beeinflussen, das für die Vergrösserung der Prostata verantwortlich gemacht wird. Auch Tocopherole und Selen mit entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften werden als weitere Wirkstoffe diskutiert.
In einer placebokontrollierten, multizentrischen (65 urologische
Praxen), randomisierten Doppelblindstudie wurde die Wirksamkeit eines
Kürbissamen-Monopräparates zur Therapie von Miktionsbeschwerden bei
Patienten mit einer benignen Prostatahyperplasie über einen Zeitraum von
12 Monaten (Juni 1996 bis Juli 1997) untersucht. Die Wiksamkeit wurde
bestätigt.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung
Angaben der Kommisssion E:
- Anwendungsgebiete: Reizblase, Miktionsbeschwerden (schmerzhaftes Wasserlassen, häufige
Blasenentleerung, nächtlicher Harndrang, Harnverhalten, Restharnbildung)
bei Prostataadenom Stadium I bis II.
Hinweis: "Dieses Medikament bessert nur die Beschwerden bei einer vergrösserten Prostata ohne die Vergrösserung zu beheben. Bitte suchen Sie daher in regelmässigen Abständen Ihren Arzt auf". - Gegenanzeigen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Soweit nicht anders verordnet:
Mittlere Tagesdosis: 10 g Samen; Zubereitungen entsprechend. - Art der Anwendung: Ganze oder grob zerkleinerte Samen sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
In gleicher Weise äussert sich auch die ESCOP. Von der HMPC: wurden Kürbissamen als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (bei Prostatahyperplasie (BPH) oder einer Reizblase).
Volkstümliche Anwendung:
Gleiche Verwendung wie in Schulmedizin. Früher bei den
Indianern als Mittel gegen hohes Fieber, in Europa als Wurmmittel, als
harntreibendes Mittel bei Nierenentzündungen und äusserlich zur
Wundheilung. Für diese Anwendungsgebiete ist kein Wirkungsnachweis
gegeben.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Morgens und abends 1 gehäufter Esslöffel (ca 8 g) Kürbissamen, gemahlen oder zerkaut, mit viel Flüssigkeit einnehmen. Die Anwendung sollte über einen Zeitraum von mehreren Wochen bzw. Monaten erfolgen.
Sehr empfehlenswert ist die Verwendung von apothekenpflichtigen Phytopharmaka (Kapseln, Tabletten), da diese die für die Wirksamkeit verantwortlichen Inhaltsstoffe in exakter Dosierung enthalten. Ein Therapieerfolg ist damit am besten zu erreichen.
Für die genannten Anwendungen werden Extrakte aus Kürbissamen manchmal mit Extrakten der Sägepalme (Granu Fink Prosta, Kapseln) gemischt.
Teeaufgüsse von Kürbissamen sind nicht sinnvoll.
Produkte Schweiz:
- Granufink Blase, Hartkapseln (Interdelta S.A.)
- Granufink Prosta forte, Hartkapseln (Interdelta S.A.)
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Cucurbitae semen)
HOMÖOPATHIE
Cucurbita pepo HAB34, die frischen Samen.
Anwendungsgebiet: unter anderem Erbrechen.
KÜRBIS IM GARTEN
Cucurbita pepo benötigt zum guten Gedeihen humusreichen Boden, so werden Kürbisse gerne auf Komposthaufen gepflanzt. Die Pflanzen brauchen einen sonnigen, warmen Standort. Cucurbita pepo braucht sehr viel Platz, so werden grosswüchsige Sorten im Abstand von ca. fünf Metern gepflanzt. Kürbise benötigen regelmässige Wassergaben, damit der Wuchs nicht zum Stillstand kommt. Sie mögen stickstoffreichem Volldünger im Giesswasser, mindestens einmal pro Woche. Ansonsten sind Gartenkürbisse recht pflegeleicht.
SONSTIGES
Als Stammform des Gartenkürbisses gilt der Texanische Wildkürbis (Cucurbita texana). Die Heimat der verschiedenen Kürbisarten, von denen unser Gartenkürbis die grösste Bedeutung hat, liegt zwischen Peru und den südlichen USA. Cucurbita pepo gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Archäologische Funde aus Mexiko weisen auf eine Kultivierung kleinsamiger Formen um 7000 bis 5000 v. Chr. hin. Später wurde der Gartenkürbis unabhängig davon auch im östlichen Nordamerika domestiziert. Kolumbus berichtet, dass er die Pflanze 1492 in Kuba kennen und schätzen gelernt habe. Anfang des 16. Jahrhunderts gelangten dann die ersten Kürbissamen nach Europa.
Letzte Änderung: 01.04.2024 / © W. Arnold