Kath, Kathstrauch - Catha edulis
Catha edulis (syn. Catha forskalii, C. inermis, Celastrus edulis, Dillonia abyssinica, Trigonotheca serrata);
Khat (syn. Abessinischer Tee, Kath, Kathstrauch, Khatstrauch).
Verwendet werden die frischen Blätter und Triebspitzen des Kathstrauchs (Catha edulis). Im Osten Afrikas und auf der arabischen Halbinsel werden diese als Genussmittel und Stimulans gekaut. Sie enthalten Amphetamin-ähnliche Substanzen (Cathion) und wirken auch ähnlich dem Amphetamin. Die Blätter des Kathstrauchs, sowie der aktive Inhaltsstoff Cathinon sind in der Schweiz verbotenen Betäubungsmitteln.
VORKOMMEN
Wildwachsend kommt Catha edulis über den ganzen östlichen Teil Afrikas, von Äthiopien bis nach Südafrika und auf der arabischen Halbinsel vor. Äthiopien gilt als Ursprungsland von Catha edulis. Kultiviert wird Khat hauptsächlich in den traditionellen Konsumländern Äthiopien, Kenia, Nordjemen und Nordmadagaskar. In Nordjemen sind 60 % der fruchtbaren Fläche mit Catha edulis-Kulturen belegt; geerntet wird 3- bis 4mal pro Jahr, das Produktionsvolumen wird auf rund 1 Mrd Dollar geschätzt.
MERKMALE
Der Khatstrauch ist ein Strauch oder ein Baum der bis 15 m hoch wird (wildwachsend bis zu 25 m) mit graugrünem Stamm. Ausserhalb von Kenia ist der Strauch in der Regel 2 bis 4 m hoch; zurückgeschnitten kann sich ein Habitus mit stark ausgeprägtem Horizontalwuchs entwickeln. Die ledrigen Blätter sind immergrün, 3 bis 12 cm lang, oval- bis eiförmig und am Rande gezähnt. Der Strauch hat unscheinbare weisse Blüten.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Die frischen Blätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
In Khat wurden folgende Alkaloide vom Phenylalkylamin Typ (Khatamine)
identifiziert: Die Phenylpropylamine S-(-)-Cathinon,
S,S-(+)-Norpseudoephedrin (Cathin) und R,S-(-)-Norephedrin und die
Phenylpentenylamine S-(+)-Merucathinon, S,S-(-)-Pseudomerucathin und
R,S-(+)-Merucathin.
Im weiteren wurden bisher rund 15
Sesquiterpenpolyester-Alkaloide (Cathedulin K1, K2, K5, K12, K15, E2-E6
etc.) identifiziert.
Neben den Alkaloiden wurden Flavonoide (Kämpferol-, Quercetin- und Myricetin-Glykoside), Catechin-Gerbstoffe sowie Triterpene (Celastrol, Pristimerin, Iguesterin) gefunden. Im ätherischen Öl wurden rund 40 monoterpenoide Komponenten identifiziert (hauptsächlich Monoterpene).
PHARMAKOLOGIE (Hager)
Die Wirkung ähnelt der anderer Amphetamine, ist jedoch deutlich schwächer. Die euphorisierende und stimulierende Wirkung ist auf die Phenylpropylamine zurückzuführen. Während die erwünschten ZNS-Effekte hauptsächlich durch S-(-)-Cathinon verursacht werden, sind für die peripheren sympathomimetischen Nebeneffekte auch S,S-(+)-Norpseudoephedrin und R,S-(-)-Norephedrin verantwortlich. Durch in vitro Experimente konnte gezeigt werden, dass die zentralen Effekte wie bei Amphetamin durch Freisetzung des physiologischen Neurotransmitters Dopamin verursacht werden, wobei die Wirkstärke von S-(-)-Cathinon mit derjenigen von S-(+)-Amphetamin vergleichbar ist. S,S-(+)-Norpseudoephedrin und R,S-(-)-Norephedrin wirken ca. 10mal schwächer auf das ZNS. Dieser Unterschied ist auch auf die grössere Lipohilie von Cathinon und damit die bessere Passage der Blut-Hirn-Schranke zurückzuführen. Die peripheren Effekte beruhen auf der erhöhten Freisetzung von Noradrenalin, wobei S-(-)-Cathinon, S,S-(+)-Norpseudoephedrin und R,S-(-)-Norephedrin vergleichbare Wirkstärke besitzen.
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN (Hager)
Zentralnervensystem:
Sowohl die Gesamtdroge, wie auch der Hauptinhaltsstoff
S-(-)-Cathinon führen zu sympathomimetischen Reaktionen, die sich
häufig als Unruhe, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und Störung des
Tag-Nacht-Rhythmus manifestieren. Am Auge kommt es regelmässig zu
einer Pupillenerweiterung.
Gefässe:
Der Khatkonsum führt zu einer Stimulation der Zellen im
Sinusknoten des Herzmuskels und somit zu einer Steigerung der
Pulsfrequenz sowie gelegentlich zu Arrhythmien.
S-(-)-Cathinon-Hydrochlorid führt in einer Dosierung von 0,5 mg/kg beim
Menschen zu Blutdruckanstieg und Zunahme der Pulsfrequenz. Bei
Langzeit-Konsumenten sind diese Effekte vermindert.
Respirationstrakt:
Beim Menschen steigert Khat in einer Dosierung von ca. 100 g
Frischdroge p. o. den Sauerstoffverbrauch. Die Atmung wird vertieft und
beschleunigt.
Verdauungstrakt:
Der hohe Gerbstoffgehalt der Droge führt zu Entzündungen der
Mundschleimhaut und der Speiseröhre, zu Verdauungsbeschwerden sowie zu
Obstipation. Die chronische Obstipation führt reaktiv zu regelmässigem
Laxantienmissbrauch.
ABHÄNGIGKEITSPOTENTIAL (Hager)
Chronischer Khatkonsum führt zu mässiger psychischer, nicht aber zu physischer Abhängigkeit. In Untersuchungen bezüglich der suchterregenden Wirkung von Cathinon konnte gezeigt werden, dass Tiere, welche an suchterregende Stimulantien gewöhnt waren, sich Cathinon in demselben Rhythmus zuführen wie Amphetamin. Diese Ergebnisse zeigen, dass Cathinon zur Entstehung einer psychischen Abhängigkeit beim Khatkauen führen kann. 1973 wurde Khat von der WHO in die Liste der suchterzeugenden Drogen als „Khat-Anhängigkeitstyp" („Khat Addiction") eingeteilt, während Cathinon erst Mitte der 80er Jahre international und auf Druck der UNO der Betäubungsmittelgesetzgebung unterstellt worden ist. Beim Absetzen des Khatkonsums kommt es nur zu schwachen physischen Entzugssymptomen wie leichtem Tremor, Lethargie und erhöhtem Schlafbedürfnis.
STATUS
Die Blätter des Kathstrauchs, sowie der aktive Inhaltsstoff Cathinon sind in der Schweiz verbotenen Betäubungsmitteln. Cathin (Norpseudoephedrin) ist hingegen nicht verboten. In einigen Ländern ist Kath hingegen legal.
Kath und seine Zubereitungen und die daraus isolierten Alkaloide dürfen phytotherapeutisch nicht verwendet werden. Aus diesen Gründen wurde Kath weder vom HMPC noch von der ESCOP und der Kommission E bearbeitet.
GESCHICHTE DES KATH ALS RAUSCHMITTEL
Der Konsum ist in den oben genannten Ländern weithin verbreitet und
akzeptiert. Es ist oft zu beobachten, dass das öffentliche Leben gegen
Mittag zum Erliegen kommt, und viele Menschen in Gruppen zusammen sitzen
und beim Kathkauen diskutieren. Im islamischen Recht wird Kath
mehrheitlich als verboten angesehen, so etwa in Saudi-Arabien; in den
Ländern, in denen der Genuss verbreitet ist, wird er von der
herrschenden Lehre gerechtfertigt.
Auch heute noch versuchen Regierungen und Milizen zu beiden
Seiten des Roten Meeres mit Kampagnen und Gesetzen den Handel und Konsum
von Kath zurückzudrängen oder diesen zu regulieren um Profit daraus zu
schlagen.
Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold