Preiselbeere - Vaccinium vitis-idaea
Vaccinium vitis-idaea L. (syn. Myrtillus exigua, Vaccinium rubrum, V. idaea punctifolia);
Preiselbeere (syn. Kronsbeere).
Eine anerkannte medizinische Anwendung haben Preiselbeeren nicht. In der Volksmedizin werden sie wie Zubereitungen aus Cranberrys für die Vorbeugung und Behandlung einer Blasenentzündung eingenommen.
VORKOMMEN
Verbreitung über die gesamte nördliche Hemisphäre, auf kalkarmen Böden in Nadelwäldern und auf Heiden, bis in die alpine Stufe ansteigend. Im Garten passt die Preiselbeere gut zu Heidelbeeren, Bärentraube und zur Rostblättrigen Alpenrose.
MERKMALE
Die Preiselbeere ist ein 5–30 cm hohes Sträuchlein. Die Blätter sind
immergrün, derb, oval, 1-3 cm lang, ganzrandig oder fein gezähnt. Die
Blätter haben einen verdicktem, nach unten gebogenem Rand, oberseits
sind sie dunkelgrün glänzend, unterseits heller, drüsig punktiert. Die
Blüten sind in kurzen hängenden Trauben angeordnet. Die Krone
glockenförmig, meist 4zählig, weiss oder rötlich. Der Fruchtknoten ist
unterständig. Die Frucht ist kugelig, rot, mit einem Durchmesser von 5-8
mm.
Preiselbeeren sind nicht dasselbe wie Cranberries (siehe Links).
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
1. Vitis-idaeae folium (syn. Folia Vitis-idaeae); Preiselbeerblätter (syn. Steinbeerblätter), die getrockneten Blätter.
2. Vitis-idaeae fructus (syn. Baccae Vitis-idaeae, Fructus Vitis-idaeae); Preiselbeeren (syn. Kronsbeeren, Rote Heidelbeeren, Steinbeeren), die reife, getrocknete Frucht.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
1. Vitis-idaeae folium
Gerbstoffe und Gerbstoffvorstufen:
10 bis 20 % Gerbstoffe, wobei es sich vorwiegend um
Catechingerbstoffe handelt. Gerbstoffvorstufen sind Catechin und
Epicatechin.
Proanthocyanidine:
Hauptkomponenten sind mit 0,1 bis 0,5 % das Catechin-Epicatechin-Dimer B-1 und das Epicatechin-Dimer B-2.
Weitere phenolische Verbindungen:
3,3 bis 5,4 % Arbutin neben 0,1 bis 0,2 % Hydrochinon, weiterhin Pyrosid, Salidrosid, Hydrochinongentiobiosid.
Flavonoide: Die Flavonolglykoside Avicularin, Hyperosid, Isoquercitrin und Quercitrin.
Organische Säuren:
Kaffeesäure, p-Cumarsäure, p-Hydroxybenzoesäure und in Spuren Ferulasäure, Gentisinsäure und Salicylsäure.
Triterpene: β-Amyrin, Oleanolsäure und Ursolsäure.
2. Vitis-idaeae fructus
Proanthocyanidine:
Hauptkomponenten sind die dimeren Proanthocyanidine A-1, A-2 und das Catechin-Epicatechin-Dimer B-1 neben den Epicatechin-Dimeren B-2 und B-5.
Anthocyanoside: Hauptkomponenten sind Cyanidin-3- O-galactosid und Cyanidin-3-O-arabinosid:
Flavonoide: Hauptkomponente ist Quercetin neben wenig Kämpferol.
Triterpene: ca 0,75 % Ursolsäure.
Organische Säuren: Benzoesäure, Chinasäure und Syringasäure.
Weitere Inhaltsstoffe: Vitamine B1, B2, B3 und A, sowie Mineralstoffe (Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphat).
PHARMAKOLOGIE
Von einem längerfristigen Gebrauch der Blätter ist aufgrund des Gehaltes an Arbutin bzw. freiem Hydrochinon abzuraten (siehe Bärentraube - Uvae ursi folium).
In den Beeren ist der Gehalt an Anthocyanosiden wohl für die Wirkung gegen Nieren- und Harnblaseninfektionen verantwortlich. Ob in den Preiselbeeren auch nennenswerte Mengen an Arbutin vorhanden sind ist fraglich.
ANWENDUNG
1. Vitis-idaeae folium - Innerliche Anwendung bei Entzündungen der Harn- und Gallenwege, bei Steinleiden, Gicht, Rheumatismus und als Ersatz für Bärentraubenblätter. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist gegenwärtig nicht belegt.
2. Vitis-idaeae fructus - Die Beeren sollen eine adstringierende Wirkung aufweisen. Experimentelle
Untersuchungen hierzu liegen nicht vor. Aufgrund des Gehaltes an
Gerbstoffen ist die Wirkung aber plausibel.
In der Volksmedizin werden Preiselbeeren
bei Durchfallerkrankungen und Lungen- sowie
Gebärmutterblutungen angewendet. Die Wirksamkeit bei den genannten
Anwendungen ist nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
1. Vitis-idaeae folium - Mittlere Einzelgabe als Abkochung 2 g auf 1 Teetasse..
2. Vitis-idaeae fructus - Die frischen Beeren für Konfitüren und Säfte.
STATUS
- Kommission E: - keine Bearbeitung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
PREISELBEERE IM GARTEN
Vaccinium vitis-idaea wächst als kleiner, niedriger Strauch und hat gerne
einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Boden sollte locker,
sandig-humos und sauer (pH 5-6) sein, sonst gedeiht die Preiselbeere
nicht. Die Pflanze ist mehrjährig und absolut winterhart. Für den Anbau
im Garten besorgen sie sich am besten Jungpflanzen in der Gärtnerei.
Pflanzen sie diese im Abstand von 30 cm am besten im Herbst, ideale
Nachbarn sind Heidelbeeren, Bärentrauben, Rosenwurz und Alpenrose.
Vaccinium vitis-idaea ist pflegeleicht und einfach zu halten, ab
und zu kann man der genügsamen Pflanze etwas Rhododendren-Dünger
verabreichen. In der Nähe von Preiselbeeren dürfen sie keine
Unkrautvernichtungsmittel einsetzen, es ist Jäten von Hand angesagt.
SONSTIGES
Die getrockneten Blätter sind im Arzneibuch gelistet und werden als Vitis-Ideae Folium bezeichnet. Sie werden unter anderem als Ersatzdroge für die Blätter der Bärentraube (Uvae-Ursi Folium) verwendet.
Letzte Änderung: 27.04.2024 / © W. Arnold