Eibe - Taxus baccata


Seit den 1990er-Jahren geniesst die Europäische Eibe wieder hohe Wertschätzung, nachdem es gelungen war, die zellteilungshemmende Substanz Paclitaxel die man bisher nur aus der Rinde der Pazifischen Eibe, Taxus brevifolia, isolieren konnte, teilsynthetisch aus den Taxan-Verbindungen der Nadeln, speziell dem Baccatin III darzustellen sowie später eine weitere Substanz, das Docetaxel.

Taxus baccata - Eibe (syn. Eife, Ibenbaum, Kantelbaum, Taxbaum, Ybe).

Eibe mit Blüten

Eibe mit Beeren

Eibe Samen mit Samenmantel

VORKOMMEN

Die Europäische Eibe hat ein Verbreitungsgebiet, das vom Atlasgebirge in Nordwestafrika über Europa, Kleinasien bis in den Kaukasus und den Nordiran reicht. Im Norden verläuft die Verbreitungsgrenze von den Britischen Inseln über Norwegen bis nach Schweden und Finnland. Oft kommt die Eibe nur noch in kleinen Beständen oder als Einzelbaum vor. Die Ursache dieser Zerrissenheit ist mit grosser Wahrscheinlichkeit die menschengemachte Übernutzung der Eibenbestände in früherer Zeit. Die Eibe wird in vielen Sorten häufig angepflanzt in Gärten, Friedhöfen und Parks.

MERKMALE

Die Eibe ist ein Strauch oder ein kleiner Baum mit einer Maximalhöhe von ca. 15 m und einem Stammdurchmesser von bis zu 1 m. Die Rinde anfangs rotbraun, später mit eher graubrauner, in dünnen Platten sich lösender Borke überzogen. Die Blätter sind nadelförmig und haben eine deutlicher Mittelrippe. Sie sind bis 3,5 cm lang und 2 mm breit, mit der stielartig verschmälerten Basis am Trieb herablaufend, spiralig angeordnet, immergrün und kurz stachelspitzig. Die Oberseite ist dunkelgrün und glänzend, die Oberseite ist hellgrün, matt und ohne weisse Streifen. Die befruchtete Samenanlage ist zunächst von einem wallartigen Ring umgeben, der später als scharlachroter, sehr saftiger, etwas schleimiger und süss schmeckender, essbarer Mantel (Arillus) den holzigen, schwarzbraunen Samen becherförmig umschliesst.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Eibenblätter (syn. Taxus-baccata-Blätter). Die Droge ist stark giftig!

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Alle Teile der Eibe, mit Ausnahme des reifen Samenmantels (wohl aber die Samen!), enthalten toxische Taxanderivate. Zurzeit sind mehr als 50 Taxanderivate der Eiben bekannt, von denen etwa 40 aus den Nadeln isoliert wurden. In Taxus baccata wurden folgendeTaxanderivate gefunden: Taxin A, Taxin B, Taxol A (Taxol, Paclitaxel), Taxol B (Cephalomannin), Taxol C, 7-Xylosyl-taxol-A, 10-Desacetyl-taxol-A, 10-Des-acety1-10a-hydroxybutyryl-taxol-A, 10-Desacetyl-taxol B, die Baccatine I bis VII, 10-Desacetylbaccatin III, Taxan-Tetraol, Taxusin, Taiwanxan und die Taxinine.

Taxol

Der Gehalt der Nadeln an 10-Desacetylbaccatin III beträgt 0.1 bis 1 %. In den frischen Zweigen wurden Baccatin III, Taxol A und 10-Deacetyl-baccatin III in Konzentrationen von 8 bis 26 µg/1000 g gefunden. 1 g Eibennadeln enthalten durchschnittlich etwa 5 mg Taxine, wobei Taxin B den grössten Anteil und die grösste Wirkungsstärke haben soll.

Sonstige Verbindungen
Weiter wurden in Eibenblättem noch die Biflavonoide Sciadopitysin, Ginkgetin und Sequoiaflavon, die Phenolderivate (+)-Catechin, Betulosid sowie in wechselnder Menge Taxicatin (Phloroglucindimethyletherglucosid) nachgeweisen. Darüber hinaus findet man noch das In-sektenhäutungshormon Ecdysteron und cyanogene Glykoside.

PHARMAKOLOGIE

Gesamtextrakte aus Eibenblättern stimulieren die glatte und quergestreifte Muskulatur, wirken aber lähmend auf die Herzmuskulatur. Die toxischen Verbindungen wirken dabei schädigend auf die Verdauungsorgane, das Nervensystem und die Leber sowie die Herzmuskulatur. Der Blutdruck wird gesenkt, die Atmung zunächst angeregt, später gelähmt. Für Erwachsene gelten 50 bis 100 g Eibennadeln als tödliche Dosis.

Aufgrund seiner Antitumorwirkung wurde besonders das Taxol A hinsichtlich seiner pharmakologischen Eigenschaften untersucht. Es bindet spezifisch und reversibel an die Mikrotubuli tierischer und menschlicher Zellen, stabilisiert deren polymerisierte Form und macht sie funktionsuntüchtig.

ANWENDUNG

Seit den 1990er-Jahren geniesst die Europäische Eibe wieder hohe Wertschätzung, nachdem es gelungen war, die zellteilungshemmende Substanz Paclitaxel die man bisher nur aus der Rinde der Pazifischen Eibe, Taxus brevifolia, isolieren konnte, teilsynthetisch aus den Taxan-Verbindungen der Nadeln, speziell dem Baccatin III darzustellen sowie später eine weitere Substanz, das Docetaxel. Die Eibe ist also eine bedeutende Arzneipflanze.

Sie sind derzeit zur Behandlung von metastasierendem Brust- und Eierstockkrebs sowie von bestimmten Bronchialkarzinomen zugelassen, wegen der schweren Nebenwirkungen jedoch erst nach Versagen anderer Therapien.

(Siehe in diesem Zusammenhang auch das Madagaskar-Immergrün - Catharanthus roseus und die Mistel - Viscum album).

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Die arzneiliche Anwendung von Eibennadeln in der Volksheilkunde z.B. bei Wurmbefall, als Herzmittel oder zur Förderung der Menstruation, auch als Abtreibungsmittel, war wegen der Giftigkeit risikoreich und gehört inzwischen der Vergangenheit an.

Paclitaxel und Docetaxel sind zytostatische Wirkstoffe aus der Gruppe der Taxane zur Behandlung verschiedener Krebsarten, die in der modernen Medizin verwendet werden.

STATUS

Giftpflanze und Arzneipflanze!

HOMÖOPATHIE

Taxus baccata - Eibe
Anwendungsgebiet: Hautpusteln; Verdauungsschwäche

EIBE IM GARTEN

Kaum eine Pflanze ist anspruchsloser ist als die Eibe. Beachten sie aber, dass die Eibe eine Höhe von bis zu 20 Metern erreicht. Ideale Bedingungen findet die Eibe in kalkhaltigem, lehmigem Boden. Stark saure Moorböden hingegen mag die Eibe nicht. Die Pflanzen sind robust und genügsam und benötigen keine aufwendige Pflege. Die Eibe ist schnittverträglicher als jedes andere Nadelgehölz. Taxus baccata eignet als frei wachsender Baum für die Einzelstellung, aber auch für Hecken und jegliche Art von Formgehölzen.

Eibe - Taxus baccata

SONSTIGES

Die Giftigkeit der Eibe ist bereits Thema der griechischen Mythologie: Die Jagdgöttin Artemis tötet mit Eibengiftpfeilen die Töchter der Niobe, die sich ihr gegenüber ihres Kinderreichtums gerühmt hatte. Auch die Kelten verwendeten Eibennadelabsud, um ihre Pfeilspitzen zu vergiften und Julius Caesar berichtet in seinem Gallischen Krieg von einem Eburonen-Stammesfürst, der lieber mit Eibengift Selbstmord beging, als sich den Römern zu ergeben.

Letzte Änderung: 23.05.2021 / © W. Arnold