Gottesgnadenkraut - Gratiola officinalis


Das Gottesgnadenkraut hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Das Kraut ist in allen Teilen stark giftig, deshalb wird es in der Schulmedizin nicht mehr eingesetzt.

Gnadenkraut (syn. Echtes Purgierkraut, Gichtkraut, Gottesgnadenkraut, Wilder Aurin).

Gratiola officinalis - Gottesgnadenkraut

Gratiola officinalis - Gottesgnadenkraut

Gratiola officinalis - Gottesgnadenkraut

Gratiola officinalis - Gottesgnadenkraut

VORKOMMEN

Das Gottesgnadenkraut findet man in Europa, Zentralasien und Nordamerika. Die Pflanze fehlt in höheren Gebirgslagen. Sie bevorzugt feuchte Standorte wie Sumpfwiesen oder Teichränder.

MERKMALE

Gratiola officinalis ist eine aufrechte 15 – 35 cm hohe Pflanze mit 4kantigem Stängel. Die Blätter sind lanzettlich, gezähnt und kreuzgegenständig. Die gestielten Blüten stehen in den Blattachseln, sie sind trichterförmig und meistens weiss. Die Frucht ist eine vielsamige Kapsel. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Gratiolae herba (syn. Herba Gratiolae); Gnadenkraut (syn. Gottesgnadenkraut, Purgierkraut), die getrockneten, zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Triterpenoide:
Vorkommen von Cucurbitacinen. Gratiosid, Gratiogenin, Gratiolignin, 16-Hydroxygratiogenin, Elaterinid, Desacetylelaterinid, Glykoside der Cucurbitacine I und L, ausserdem Betulinsäure.

Gratiosid

Enzyme:
Im Presssaft von Gratiola officinalis konnte eine sehr aktive Glucosidase, auch Elaterase genannt, die die Cucurbitacinglykoside in Aglyka und Zucker spaltet, nachgewiesen werden.

Flavone:
Vorkommen von Flavon-C-glykosiden und Flavon-O-glykosiden. Gratiola officinalis zeigt 2 Flavonoidmuster. Die Aglyka beider Muster leiten sich von Apigenin, Luteolin und Luteolin-3'-O-methylether ab.

Phenolcarbonsäure-Derivate:
Arenariosid, Verbascosid.

Sonstige Inhaltsstoffe:
Ätherisches Öl (etwa 0,02 %), Saponine, Mannitol. Auf eine mögliche Anwesenheit von Bufadienoliden wird hingewiesen.

PHARMAKOLOGIE

Als toxisches Prinzip werden die Cucurbitacine angesehen. Sie wirken cytotoxisch, lokal reizend und stark laxierend. Für das in Gratiola officinalis vorkommende Cucurbitacin Elaterinid wird eine cardiotoxische Wirksamkeit postuliert.

ANWENDUNG

Das Gottesgnadenkraut ist in allen Teilen stark giftig, deshalb wird es in der Schulmedizin nicht mehr eingesetzt.
Die Droge wurde früher bei Verstopfung, Gicht- und Leberleiden sowie zum Harntreiben und bei chronischen Hautleiden verwendet. Die Wirksamkeit für diese Anwendungsgebiete ist nicht belegt.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Gottesgnadenkraut wird heute ausschliesslich in der Homöopathie angewendet.

STATUS

Giftpflanze!

HOMÖOPATHIE

Gratiola officinalis (syn. Gratiola) HAB1; die frischen, zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiete: Entzündungen des Magen-Darm-Traktes.

GOTTESGNADENKRAUT IM GARTEN

Das Gottesgnadenkraut liebt feuchte Standorte an Gewässern. Bei mir wächst es im Gertenteich in der Verlandungszone neben Kalmus, Mädesüss und Fieberklee. Die Pflanze hat gerne kalkarmen Boden an sonniger Lage. In freier Natur ist das sehr seltene und schöne Gottesgnadenkraut kaum mehr anzutreffen.

Gottesgnadenkraut

SONSTIGES

Der Gattungsname Gratiola wird sprachlich vom lateinischen gratia (Gnade) abgeleitet, da die Pflan­ze als sehr heilkräftig angesehen wurde.

Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold