Geissraute - Galega officinalis
Die Geissraute hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Das Kraut wird in der Volksmedizin als blutzuckersenkendes Antidiabetikum verwendet. Eine therapeutische Anwendung von Geissrautenkraut bei Diabetes mellitus ist angesichts der unsicheren Wirkung, der Schwere der Erkrankung und der therapeutischen Alternativen nicht zu vertreten.
Galega officinalis (syn. Accoromba tricolor, G. vulgaris, G. coronilloides);
Geissraute (syn. Bockskraut, Fleckenkraut, Geissklee, Pockenraute, Ziegenraute).
VORKOMMEN
Die Heimat der Geissraute ist das südliche Mitteleuropa bis hin nach Vorderasien. Vermutlich wurde die Pflanze eingebürgert, aber auch in anderen Ländern eingeschleppt. Der Geissklee wurde früher häufig als Heilpflanze angebaut und ist seit dem 19. Jahrhundert gebietsweise verwildert anzutreffen. Die Pflanze wächst in unserem Klima auf feuchten, lehmigen Wiesen sowie an Bachufern und in Auenwäldern. Der Geissklee ist eine sehr schöne Gartenpflanze und zudem eine gute Bienenweide. Sie gehört deshalb in jeden Naturgarten, obwohl die Art sich zunehmend invasiv verhält.
MERKMALE
Die Geissraute wird 30–100 cm hoch,. Der Stengel ist kahl und hohl. Die Blätter sind unpaarig gefiedert, kurz gestielt, mit 5–8 Fiederpaaren. Die Teilblätter sind schmal-lanzettlich bis oval, mit aufgesetzter Spitze und ganzrandig. Die Blüten sind in blattwinkelständigen, lang gestielten, lockeren, aufrechten Trauben angeordnet. Die Krone ist hell-lila bis weiss, Fahne, Flügel und Schiffchen sind gleich lang. Die Frucht ist zylindrisch, gerade, 2-5 cm lang und 2-3 mm dick und vielsamig.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Galegae herba (syn. Herba Galegae); Geissrautenkraut (syn. Geissklee), die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile der Pflanze.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Guanidin-Derivate, vor allem Galegin = (3-Methyl-2-butenyl)guanidin und 4-Hydroxygalegin, Alkaloide (maximal 0,35 %), vor allem (+)-Peganin bzw. Vasicin, Steroide (Phytosterole), Flavonoide (Luteolin, Galuteolin), und wenig Allantoin.
PHARMAKOLOGIE
Die Droge enthält Galegin, das ähnlich wie die synthetischen
Guanidin-Derivate hypoglykämisch wirkt. Eine therapeutische Anwendung
der Droge bei Diabetes mellitus ist jedoch angesichts der unsicheren
Wirkung der Droge, der Schwere der Erkrankung und der therapeutischen
Alternativen nicht zu vertreten.
Vergiftungen durch Geissraute bei Weidevieh wurden beobachtet.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung
Kommission E
Da die Wirksamkeit bei den beanspruchten
Anwendungsgebieten nicht belegt ist, kann eine therapeutische Anwendung
nicht befürwortet werden. Die Anwendung bei Diabetes mellitus ist angesichts der
Schwere der Erkrankung und der wirksamen therapeutischen Alternativen
nicht zu vertreten.
Anwendung in der Volksmedizin
Geissrautenkraut wurde früher im Mittelalter gegen Pest, bösartiges Fieber und als galleaustreibendes Mittel verwendet. Es fand wohl auch eine Verwendung zur Erhöhung der Milchsekretion statt, worauf auch der Name Galega hinweist. Neuere Anwendungen als Antidiabetikum aufgrund des Gehalts an Chromsalzen sowie an Galegin und anderen Guanidin-Derivaten werden beschrieben. Die Verwendung ist obsolet wegen möglicher Risiken (z.B. Vergiftungen bei Weidetieren).
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Keine Anwendung als Tee oder Extrakt ohne Absprache mit dem Arzt.
Wegen unzureichender Datenlage gibt es kein zugelassenes Fertigarzneimittel mit definierter Indikation.
STATUS
- Kommission E: - negative Beurteilung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Galega officinalis HAB; das frische, blühende Kraut.
Anwendungsgebiet: Milchmangel bei Stillenden (Wöchnerinnen).
GEISSRAUTE IM GARTEN
Die Geissraute ist eine mehrjährige und in unseren Breiten frostharte
Staude. Sie liebt vollsonnige Standorte mit einem sandigen, stark
durchlässigen Boden, der nie austrocknen sollte.
Sie ist eine ausgezeichnete und ergiebige
Bienenpflanze und erfreut mit ihrer Blütenpracht jeden Gartenbesitzer.
Jungpflanzen bekommen sie in jeder guten Kräutergärtnerei. Einmal
angepflanzt erhält sich die Geissraute durch selbstaussaat. Die schöne
Staude gehört in jeden Kräutergarten, obwohl die Art sich zunehmend
invasiv verhält.
SONSTIGES
Der Gattungsname soll sich vom griechischen gála (Milch) und ágein (treiben) ableiten und zwar im Hinblick auf die Milchsekretion erhöhende Wirkung, die man der Droge zuschreibt.
Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold