Weihrauchbaum, Weihrauch - Boswellia sp.


Die anerkannten medizinischen Anwendungen von Weihrauch sind schmerzhafte Gelenkarthritis und entzündliche Darmerkrankungen. Klinische Studien bestätigen die Wirksamkeit des Indischen Weihrauchs bei entzündlichen Darmerkrankungen. Als Nebenwirkung wird selten über Magen-Darm-Beschwerden berichtet.

Weihrauch, ist das luftgetrocknete Gummiharz, das aus dem Weihrauchbaum gewonnen wird. Es wird kultisch (Räucherwerk) als auch heilkundlich verwendet.
Die wichtigsten Arten, die das Weihrauchharz liefern sind:

  • Boswellia sacra (Syn. Boswellia carteri) - Arabischer Weihrauch, auch Somalischer Weihrauch
  • Boswellia serrata (Syn. Boswellia glabra) - Indischer Weihrauch, Salaibaum, Salphalbaum.

Weichrauch, Weihrauchbaum

Weihrauch, Weihrauchbaum

VORKOMMEN

Boswellia sacra wächst in Nordsomalia, Oman und dem Jemen. Ein Anbau scheint nicht stattzufinden. Die Pflanze gedeiht nur in Trockengebieten.

Boswellia serrata ist in Indien, vor allem in den niederen Gebirgen entlang des Himalaya sowie im nördlichen und mittleren Teil Indiens beheimatet. Ein Anbau scheint nicht stattzufinden.

MERKMALE

Boswellia sacra wächst als kleiner, stark verzweigter (ohne zentralen Stamm), Baum mit dicken Ästen. Er kann Wuchshöhen von etwa 4 bis 5 m erreichen. Die Borke ist mehr oder weniger papierartig. Die gegenständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die weich behaarten Fiederblättchen sind ganzrandig oder gekerbt-gesägt.
Die kleinen, zwittrigen, sternförmigen Blüten sind fünfzählig. Die Blütezeit liegt meist im April.

Boswellia serrata ist ein mittelgrosser Baum mit flach ausgebreiteter Krone. Die Blätter sind 9- bis 14paarig gefiedert und am Rande kerbig gesägt. Die Rinde ist ca. 1 cm dick, grünlich aschfarben und schält sich in papierartigen dünnen Stückchen ab.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Olibanum (syn. Gummi Olibanum, Gummiresina Olibanum); Weihrauch, das Gummiharz der oben benannten Pflanzen. Das aus Einschnitten in den Bäumen ausgetretene und erstarrte Gummiharz.
Weihrauchharz ist grobkörnig bis stückig und von durchscheinend braun-gelber bis rötlich-brauner Farbe.

Weihrauch, Olibanum

Weihrauch-Harze: Links die günstige und minderwertige erste Ernte, mittig eine typische kostengünstige Mischung ("Kirchenqualität"), rechts die fast weisse, teure Qualität.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Weihrauch aus Boswellia sacra (Arabischer Weihrauch):
Ätherisches Öl: 5 bis 9 % äth. Öl mit indestens 42 Komponenten, wobei mit etwa 60 % 1-Octylacetat und ca. 13 % 1-Octanol dominieren. Weitere charakteristische Komponenten sind Cembren (ca. 1,4 %), Incensol (ca. 2,7 %), Isocembren (ca. 1,8 %) und Isoincensol (ca. 0,8 %) sowie α-Pinen (ca 3,5 %). Im weiteren wurden (+)-Bomeol, Cadinen, Camphent, p-Cymol, Dipenten, Phellandren, β-Pinen, Verbenol und Verbenon nachgewiesen.

Das Reinharz ist Hauptbestandteil (ca. 66 %) des Weihrauches und besteht aus pentacyclischen Triterpensäuren:

  • α-Boswelliasäure,
  • β-Boswelliasäure
  • 11-α-Hydroxy-β-boswelliasäure,
  • 11-Keto-β-boswelliasäure
  • Methylester der 3-Acetyl- 11-hydroxy-β-boswelliasäure (= Hauptbestandteile).

Im Arabischen Weihrauch sind im weiteren zu finden: Schleimstoffe (bis zu 12 % ), Bassorin (bis zu 8%), Gummi (ca. 20 %) und Bitterstoffe.

Bosweliasäure

Weihrauch aus Boswellia serrata (Indische Weihrauch):

  • Ungefähr 5–9 % ätherisches Öl mit (+)-α-Thujen als Hauptbestandteil, daneben (+)-α-Phellandren und α-Pinen u. a.
  • Ungefähr 15–16 % Harzsäuren (z. B. Boswelliasäuren, Lupansäuren und Tirucallensäuren (3-α-Acetoxytirucall-8,24-dien-21-säure); mindestens je 1 % 3-O-Acetyl-11-keto-β-boswelliasäure (AKBA) und 11-keto-β-boswelliasäure (KBA)
  • Ca. 23 % Schleimstoffe
  • Ausserdem ist der Diterpen-Alkohol Serratol enthalten.

PHARMAKOLOGIE

Tübinger Pharmakologen identifizierten 1991 im Harz den entzündungshemmenden Wirkstoff Acetyl-11-keto-β-boswelliasäure (AKBA). Acetyl-11-keto-β-boswelliasäure greift anscheinend in den Entzündungsprozess ein, indem es wahrscheinlich die Leukotrienbiosynthese reduziert.

Nach neuen Studien (Universität Jena) verringern Boswelliasäuren die Entzündungsreaktion, indem sie die Synthese von Prostaglandin E2 unterbinden. Prostaglandin E2 ist für die Vermittlung der Immunantwort zuständig.

Aktuelle Studien zeigen, dass die in-vivo-Konzentrationen von 11-keto-β-boswelliasäure (KBA) und 3-O-Acetyl-11-keto-β-boswelliasäure (AKBA), die für die in-vitro-Hemmung der 5-Lipoxygenase benötigt werden, zu gering sind.

Incensol, ein weiterer Inhaltsstoff des Weihrauchharzes. Der Stoff zeigte im Tiermodell Effekte, die einer angstlösenden und antidepressiven Wirkung ähnlich waren.

Wenige klinische Untersuchungen für den Extrakt H15 aus indischem Weihrauch ergaben positive Effekte bei Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, und Asthma bronchiale.

ANWENDUNG

Die ESCOP beschreibt den alkoholischen Trockenextrakt aus indischem Weihrauch für die Behandlung der schmerzhaften Arthrose in Dosen von 250 mg bis 1200 mg/Tag und in Dosen von 900 mg bis 3600 mg/Tag zur Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen.

In der modernen Medizin werden Präparate aus dem Weihrauch mit standardisiertem Wirkstoffgehalt in der Therapie chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Polyarthritis untersucht. Erste klinische Studienergebnisse lassen eine Wirksamkeit von Weihrauchpräparaten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa vermuten.

Der indische Weihrauch ist als pflanzlicher Arzneistoff im europäischen Arzneibuch beschrieben, zugelassene Fertigarzneimittel gibt es in den EU-Ländern keine, abgesehen von homöopathischen Zubereitungen.

Volkstümliche Anwendungen:
In Europa wurde Olibanum bereits sei ca. 1930 nur noch selten verwendet. Als Anwendungsgebiete wurden beschrieben:

  • Innerlich im wesentlichen bei Katarrhen, Heiserkeit und Entzündungen der Rachenschleimhaut.
  • Äusserlich (als Salbe oder Pflaster) bei Abszessen, Entzündungen von Eierstöcken und Entzündugen von Eileitern.

Die Wirksamkeit der Droge bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

In der Ayurvedischen Medizin wird indischer Weihrauch (Salai gugal) bei chronischen Polyarthritis sowie zur Remissionsbehandlung bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn verwendet.

Weihrauch ist z.B. in Zeller Balsam in Kombination u.a. mit Wermut, Schafgarbe, Myrrhe und Blutwurz enthalten.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Weihrauch Harz-Extrakte werden im allgemeinen innerlich und äusserlich zur Behandlung von verschiedenen chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis, Morbus Crohn, Asthma, Neurodermitis und Psoriasis verwendet.

Innerlich:
Das einzige, in Arzneimittel-Qualität erhältliche Weihrauchpräparat ist H 15 der Firma Gufic. Mit diesem Extrakt wurden viele Studien durchgeführt. Das Präparat mit dem Namen „H 15 Gufic Tabl 100 Stk“ kann in der Schweiz nur im Kanton Appenzell erworben werden, kann aber auch von Apotheken oder Drogerien aus Deutschland importiert werden.

Äusserlich:
Präparate mit definiertem Weihrauch-Extrakt:

  • Neurelia® Weihrauch-Creme
  • Psorelia® Weihrauch-Creme
  • Arelia® Weihrauch-Gel

STATUS

SONSTIGES

Erst die Entwicklung chemisch-synthetischer Arzneistoffe, vor allem in den Klassen der Antibiotika und Kortikoide, liess Weihrauch als Arzneimittel in Vergessenheit geraten. Im Zusammenhang mit der Rückbesinnung auf Naturheilmittel sowie durch Förderung der Naturheilmittelforschung konnte die medizinische Forschung intensiviert werden. An der Universität Jena werden Zielstrukturen auf molekularer und zellulärer Ebene erforscht, um pharmakologische Wirkungen des Weihrauchs therapeutisch nutzbar zu machen

Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold