Grosse Klette - Arctium lappa
Die anerkannte traditionellen Anwendung der Klette ist die innerlich Verwendung als harntreibendes Mittel zur Durchspülung der Harnwege bei leichten Harnwegsbeschwerden. Die Klettenwurzel kann zur Anregung des Appetits, sowie äusserlich bei Hautproblemen verwendet werden.
Arctium lappa (syn. Lappa officinalis, Lappa vulgaris);
Grosse Klette (syn. Rossklettenwurz).
VORKOMMEN
Die Grosse Klette ist eine europäisch-westasiatische Pflanze. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Europa ausser der Iberischen Halbinsel und dem nördlichen Skandinavien. In Nordamerika wurde die Grosse Klette eingeschleppt. Die Pflanze wächst an Wegrändern, Zäunen, Ruderalstellen, auf Flussschottern und in Auwäldern, die wohl die Primärstandorte sind. Die stattliche Pflanze bevorzugt frische, nährstoffreiche Lehmböden, und kommt bis in Höhenlagen von 1300 Meter vor. Die grosse Klette gehört in jeden Naturgarten.
MERKMALE
Die Grosse Klette, auch Butzenklette genannt, ist eine 1,5 m, selten bis 3 m hohe, kräftige Pflanze mit zahlreichen aufrecht abstehenden, wollig-flaumigen Ästen. Die Grosse Klette ist eine zweijährige Pflanze. Die Wurzel ist fleischig, dick spindelförmig, bis 60 cm lang und ästig. Der Stengel ist aufrecht, kräftig, bis daumendick, längs gefurcht und oft rot überlaufend. Die Laubblätter sind gestielt, herz-eiförmig, oberseits grün und dünn flaumhaarig. Die Unterseite ist dünn graufilzig. Die Grundblätter sind sehr gross mit bis zu 50 cm langer wie breiter, dreieckiger Spreite. Die Köpfchen sind kugelig angeordnet und bis 7 cm lang gestielt. Die blühenden Köpfchen haben einen Durchmesser von 30 bis 40 mm. Die Hüllblätter sind nur am Grunde spärlich wimperig, sonst ganz kahl, meist grün, schmal-linealisch, allmählich zugespitzt, an der Spitze mit gelblichen Widerhaken. Die Krone ist purpurrot, plötzlich in die Röhre verengt, mit glockenförmigem Saum. Die Blütezeit ist von Juli bis September.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Bardanae radix (syn. Radix Bardanae, Radix Arctii, Radix Lappae); Klettenwurzel.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Der Gehalt an ätherischem Öl ist gering (max. 0,18 %). Im ätherischen Öl sind folgende Stoffklassen gefunden worden:
- Aliphatische Kohlenwasserstoffe (Aplotaxen)
- Aliphatische und aromatische Aldehyde (Phenylacetaldehyd als wichtigste Duftkomponente)
- Carbonsäuren: Identifiziert wurden sämtliche gesättigten Carbonsäuren von C2 bis C11 und C13.
- Pyrazine (2-Methoxy-3-methylpyrazin = wichtige flüchtige Duftkomponente)
- Sesquiterpene (Costussäure, Caryophyllen, Cloven, Cyperen, Dehydrocostuslacton)
- Lappaphene (Lappaphen-A und Lappaphen-B, Gehalt jeweils unter 0,00001 %)
- Polyine (u.a. Trideca-1,3-dien-5,7,9,11-tetrain), Schwefelhaltige Polyine (u.a. Arctinon, Arctiumsäure)
In der Wurzeln wurden im Weiteren gefunden: Phenolcarbonsäuren und Gerbstoffe, Lignane (Arctiin, Neoarctin A), Triterpene, Fettsäuren und Polysaccharide.
PHARMAKOLOGIE
Ein wasserlösliches Polysaccharid, ein sogenanntes Fruktan, der grossen
Klette zeigt in vitro und in vivo hohe antioxidative Wirkungen und
könnte in der Herstellung von Pharmazeutika oder Nahrungsmitteln in
Zukunft eine Rolle spielen.
Für Arctigenin, einem Aglykon von Arctiin und typischem Lignan von Arctium lappa,
konnten antivirale und antitumorale Wirkungen beobachtet werden.
Arctigenin zeigt phytoöstrogene Eigenschaften und vermochte im Versuch,
die Apoptose von östrogen- rezeptornegativen Brustkrebszellen zu
forcieren.
ANWENDUNG
ESCOP: innerlich unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden durch Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege; äusserlich bei seborrhoischer Haut, Ekzemen, Furunkeln und Akne.
Die Klettenwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann die Klettenwurzel innerlich als harntreibendes Mittel zur Durchspülung der Harnwege bei leichten Harnwegsbeschwerden angewendet werden. Die Klettenwurzel kann zur Anregung des Appetits verwendet werden. Die äusserliche Anwendung vor allem bei seborrhoischer Haut.
Volkstümliche Anwendungen und andere Anwendungsgebiete:
Zubereitungen aus Klettenwurzeln werden bei Erkrankungen und Beschwerden
im Bereich des Magen-Darm-Traktes, bei Gicht, Rheuma, Gallen-und
Blasenleiden eingesetzt, ferner bei Appetitlosigkeit;
Äusserliche Anwendung bei schlecht heilenden Wunden, Ichthyosis, Psoriasis, unreiner Haut und Hauterkrankungen. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Eine therapeutische Anwendung kann nicht empfohlen werden.
Die Wirksamkeit von Klettenwurzeln als Badezusatz ist durch wissenschaftliches Erkenntnismaterial nicht belegt. Risiken sind aber nicht bekannt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teeaufguss: Etwa 3 g fein geschnittene Klettenwurzel mit 150 mL kaltem Wasser aufrühren und mehrere Stunden stehen lassen. Danach ca. 1 Std. kochen und nach dem Erkalten filtrieren. Bis zu 3 Tassen pro Tag trinken.
Produkte Schweiz:
- Venadoron, Gel (Weleda AG)
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung (Nullmonographie = Von der Droge sind nach Erkenntnissen der Kommission E keine Risiken zu erwarten).
- ESCOP: - positive Beurteilung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Arctii radix)
HOMÖOPATHIE
Arctium lappa HAB34, die frische Wurzel von einjährigen Pflanzen.
Anwendungsgebiet: Hautausschläge, rheumatische Beschwerden.
GROSSE KLETTE IM GARTEN
Die Grosse Klette liebt einen vollsonnigen Standort. An den Boden
werden keine besonderen Ansprüche gestellt, es eignet sich jede normale,
durchlässige Gartenerde. Die Grosse Klette ist eine zweijährige
Pflanze, im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette, im zweiten Jahr
bildet sie die typischen Blütenstände. Die Pflanze braucht keinen
Dünger, aber relativ viel Wasser.
Die Grosse Klette gehört zu den alten Heilpflanzen und darf in keinem naturnahen Garten fehlen. Bei mir im Garten wächst sie neben Eibisch, Wilder Malve, Karde und Wasserdost.
SONSTIGES
Der Gattungsname Arctium leitet sich vemutlich vom griechischen árcteion, der Bär, ab; möglicherweise wegen der wolligen Beschaffenheit der Blütenköpfchen. Das Artepitheton lappa leitet sich vom lateinischen ‚lappa’ = Klette ab und unterstreicht die anhaftende Eigenschaft der Früchte.
Letzte Änderung: 13.01.2024 / © W. Arnold